Die Stuckateure trauern um Eugen Schwarz, der am 12. März 2023 mit 83 Jahren in Stuttgart gestorben ist. Eugen Schwarz hatte zahlreiche Funktionen im Stuckateurhandwerk inne und lenkte in leitenden Positionen die Geschicke der Berufsorganisation maßgeblich.
Nach dem Abitur entschied er sich, eine Lehre als Gipser und Stuckateur im elterlichen Betrieb aufzunehmen, anstatt Geschichte zu studieren. Erste Meilensteine seines Berufslebens waren die Meisterprüfung 1966 und 1970 die Geschäftsführung des elterlichen Betriebs. 1975 wurde er zum Obermeister der Stuckateurinnung Stuttgart und in den Vorstand des Landesinnungsverbands für das Stuckateurhandwerk gewählt. 1990 wurde er zum wiederholten Mal als Vorsitzender des baden-württembergischen Landesinnungsverbands für das Stuckateurhandwerk – dem jetzigen Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade (SAF) – wiedergewählt. Seit 1990 war er zudem stellvertretender Vorsitzender und von 1997 bis 1998 Vorsitzender des Deutschen Stuckgewerbebundes bzw. des Bundesverbandes Ausbau und Fassade sowie Vorstandsmitglied im Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Eugen Schwarz‘ Wirken für die Berufsorganisation stand im Zeichen der Technik. So hat er u. a. aktiv die Schriftenreihe des Bundesarbeitskreis Trockenbau BAKT-Technik aufgebaut und im Stuckateurhandwerk platziert. Auch im Arbeitskreis Betoninstandsetzung des ZDB hat er ebenso langjährig mitgewirkt. Besonders engagierte sich Eugen Schwarz seit 1975 in der wiederholten Be- und Überarbeitung der VOB/C DIN 18350 Putz- und Stuckarbeiten beim Hauptausschuss Hochbau des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen. Hier war sein Wirken mit fast 40 Jahren wegweisend für die Branche.
Alle Stuckateurbetriebe verdanken ihm und seinem wohlmeinenden altruistischen Wirken faire Abrechnungsmodalitäten, die den Interessensausgleich der am Bau beteiligten Partner immer im Auge hatte. 2005 hat er auch eine jahrzehntelange abrechnungstechnische Ungleichbehandlung auf dem Verhandlungsweg in seiner ihm eigenen Art auf bravouröse Weise beseitigt und zudem noch den Trockenbau als Fachrichtung durch eine eigene VOB/C geadelt. Darüber hinaus hat er von der 7. bis zur 13. Auflage den Kommentar für Putz und Stuckarbeiten maßgeblich verfasst und für den Trockenbau einen eigenen Kommentar erstellt. Diese Kommentierungen haben es bis in die Gerichte und Rechtsprechung derselben geschafft.
Eugen Schwarz‘ Wort galt. Die ihn umgebende Aura hat die Begleiter und die Gegenüber positiv im Sinn der Sache eingenommen. Er hatte immer einen langen Atem in seinen verbandspolitischen Vorhaben, die durch seine feine und ausgewogene Argumentation beim Gegenüber verfing. Somit hat sein Verhandlungsgeschick die oft schwierige Verhandlungspositionen in den jeweiligen Arbeitsgruppen oder zwischen den Verbänden so weit angenähert, dass Kompromisse zwischen den Beteiligten möglich wurden.
„Wenn der Geist des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ An diesem Motto hat sich der innere Kompass und das berufliche Handeln von Eugen Schwarz orientiert. Beispielhaft war die Ausrichtung des Verbands und seiner Mitglieder hin zum verstärkten Wärmeschutz von Fassaden. Schon früh erkannte er dessen Potenzial für die Branche, ohne den heute keine Wärmepumpe vernünftig betrieben werden könnte. Die aufmerksamkeitsstarke Wärmeschutz-Kampagne und die Fortbildung zum Energiefachmann waren zentrale Punkte seiner Verbandsarbeit. Höhepunkt war zweifellos auch das Technische Handbuch Putz Stuck Trockenbau Wärmeschutz, das Eugen Schwarz 1993 initiierte. Wiederholt wurde es bis 2010 unter seiner Mitarbeit mehrmals aufgelegt und fasst das Branchenwissen zusammen wie keine andere Schrift im Stuckateurhandwerk.
Eugen Schwarz verstand es, durch seine Ideen, seine Visionen und durch sein Handeln wesentliche Veränderungen im Verband, im Stuckateurhandwerk – ja im gesamten Bauhandwerk – herbeizuführen. So hat er als Landesinnungsmeister Anfang der 1990er Jahre dem Verband eine neue Struktur gegeben und innerhalb des Vorstands eine Ressortverantwortlichkeit für die Bereiche Technik, Marketing, Bildung, Betriebswirtschaft eingeführt. Einige Vorstandsmitglieder wurden somit zu verantwortlichen „Ressortleitern“ und zugleich zu stellvertretenden Landesinnungsmeistern. Weiter hat Eugen Schwarz die sogenannte Ressortleiterbesprechung eingeführt. Bei den mehrmals im Jahr stattfindenden zweitägigen Arbeitstreffen der ehrenamtlichen Ressortleiter mit den hauptamtlichen Mitarbeitern des Verbands wurden die Richtung und die Arbeit des Verbands direkt diskutiert und gesteuert. Diese beiden wegweisenden Entscheidungen, die für Eugen Schwarz damals die Bedingung waren, den Verband als Erster Vorsitzender zu führen, bestimmen und prägen die Verbandsarbeit des SAF bis heute entscheidend.
Ab 1990, nach der Wiedervereinigung, hat Eugen Schwarz auch für die Kollegen aus dem Stuckateurhandwerk in den neuen Bundesländern Verantwortung übernommen und begleitete den Aufbau dortiger Verbandsstrukturen. Im Zentralverband Deutsches Baugewerbe ZDB hat er als Vorstandsmitglied den Vorschlag zur Fokussierung in die Fachbereiche Hochbau, Tiefbau, Ausbau eingebracht. Diese bis heute gültige und zielgerichtete verbandspolitische Umgestaltung hat in der Baubranche die jeweiligen Interessenslagen wesentlich besser abgebildet als die zuvor bestehende Ausrichtung.
Eugen Schwarz war ein partnerschaftliches Verhältnis auf gleicher Augenhöhe immer wichtig. Er hat es wie kein anderer im Stuckateurhandwerk verstanden, in schwierigen Zeiten widerstreitende Positionen und Menschen zusammenzuführen – Handwerker und Industriepartner, Auftraggeber und Auftragnehmer, Arbeitgeber und Mitarbeitende – wofür höchsten Respekt und Akzeptanz genoss. Bei seinem Handeln und Wirken lag ihm besonders am Herzen, alle Betriebe – auch die ganz kleinen – mitzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie für einen starken Verband wichtig sind.
Der Ehrenvorsitzende des Fachverbandes und Träger der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Stuckgewerbebundes wird mit seinem uneigennützigen, wohlmeinenden Rat und ausgleichenden Wesen der Branche fehlen.
Die gesamte deutsche Stuckateurbranche und insbesondere der Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg verliert mit seinem Ehrenvorsitzenden und langjährigen Landesinnungsmeister Eugen Schwarz einen herausragenden Wegbegleiter, Mediator und vor allem einzigartigen Menschen.
Rainer König, Erster Vorsitzender
Wolfram Kümmel, Hauptgeschäftsführer a.D.
Markus Weißert, Geschäftsführer Technik
für den Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg (SAF)