Extreme Raumverhältnisse fanden die Architekten im Restaurantbereich Calla des Steigenberger Hotels in Hamburg vor. Sie lösten die Aufgabe mit gebogenen GK-Wandscheiben, Lichtdecken und Akustik-Deckensegeln in Wellenform. (Foto: Knauf Gips KG/Andi Albert)
Im Speiserestaurant Calla des Steigenberger Hotels Hamburg ist den Innenarchitekten vom Büro JOI-Design ein Kunststück gelungen. Morgens ist Calla ein Frühstücksraum, mittags speisen hier die Tagungsgäste des Hauses und abends verwandelt sich Calla in ein Abendrestaurant. Bestuhlung und Atmosphäre wechseln mit den Aufgaben, das Design des Raums bleibt.
Um das zu gewährleisten, fanden die Architekten von JOI-Design denkbar komplizierte Raumverhältnisse vor.
› Die Restaurantzone ist extrem schmal, aber sehr lang.
› Die Raumhöhe am Fenster reicht, bedingt durch das Atrium, über 2 Geschosse – zum Gebäudeinneren beschränkt
sich die Höhe aber auf die übliche Deckenhöhe.
› Der Bereich des Atriums ist durch die große Glasfläche extrem hell – das Gebäudeinnere ist, da ohne Fenster, eher dunkel.
› Der Nachhall an der Fensterseite ist bedingt durch die Raumhöhe und die große Glasfläche hoch – im Gebäudeinneren bewegt er sich im üblichen Rahmen.
Die Architekten lösten die Aufgabe, indem sie den Grundriss mithilfe gebogener Wandkonstruktionen in eine „stehende“ Welle überführten. Die gebogenen Wandverläufe gliedern den Bereich in Zonen mit unterschiedlichem Erlebnischarakter. Mithilfe geschwungener Deckensegel im Atrium verknappten sie die vom Gast erlebbare Raumhöhe, verminderten den extremen Lichteinfall von oben und dämpften den Nachhall. Denn die geschwungenen Deckensegel sind mithilfe von Akustikputz als Akustikabsorber ausgelegt.

Die Helligkeitsdifferenz zwischen den beiden Raumseiten behoben die Planer, indem sie die Mitte des Raumes mit großen runden Leuchten versahen, die als Lichtinseln wirken. Mithilfe der Lichtsteuerung werden die Lichtverhältnisse ausbalanciert.
Die gebogene Wand gliedert den Grundriss
Die geschwungene Wandscheibe mit einer den Wandverlauf fortführenden Deckenschürze schirmt den Buffetbereich ab. Zwei gekrümmte Trockenbauschalen mit 11,5 bzw. 3,5 m Länge gliedern den Speisesaal in verschiedene Zonen. Bei Bedarf lassen sich diese Bereiche mit Vorhängen vom restlichen Raum abtrennen. Im ungenutzten Zustand hingegen verschwinden diese Vorhänge in an den Enden der Trockenbauschalen aus Formplatten hergestellten Wandtaschen. Die beiden Wandschalen im Speisebereich sind als freistehende Zweifachständerwände gebaut, wohingegen die geschwungene Wandschale im Buffetbereich als Einfachständerwand ausgeführt wurde. Alle 3 Schalen sind mit 6-mm-Formplatten jeweils dreifach beplankt.
Lichtinseln sorgen für Helligkeit

Die Segel schirmen nach oben ab
Die Zone entlang der Fassade akzentuieren 4 aneinandergereihte konvex und konkav gebogene Deckensegel. Sie gliedern den sich über mehrere Stockwerke erstreckenden Bereich in höhere und niedrigere Abschnitte und schirmen das im Souterrain direkt am Fleet gelegene Restaurant vom Lärm der eine Etage höher angeordneten Lounge ab.
Basis der Segel ist eine ausgefeilte Unterkonstruktion. Das Grundgerüst besteht aus je 2 konvex und konkav in Längsrichtung gebogenen UA-50-Profilen. Quer zu den Grundprofilen liegen oben und unten aussteifende Roste aus im Abstand von jeweils 30 cm verlegten CD-60/27- Profilen (oben) und ebenfalls im Abstand von 30 cm montierten UA-50-Profilen (unten). Zwischen dieses Gerüst zogen die Trockenbauer Folie sowie 40 mm Dämmung ein. Um die Trockenbau-Beplankung befestigen zu können, stülpten sie eine weitere Lage aus UW-50-Profilen über die unten montierten UA-50-Profile. Die Seitenbereiche der Deckensegel wurden mit L-förmigen Formteilen aus 12,5-mm-GKB-Platten beplankt, die Ober- und Unterseite mit Cleaneo Akustik- Lochplatten bekleidet. Diese wurden zunächst gespachtelt und mit Vlies beklebt und schließlich mit Akustikputz gespritzt – um nun als optisch und schalltechnisch wirksame Raumteiler zur besonderen Atmosphäre des Calla beizutragen.

Wer unter diesen Segeln sitzt, sitzt direkt am Wasser. Durch die Glasfassade fällt der Blick auf den am Haus vorbeiführenden Alsterfleet. Welle um Welle spiegelt sich an den Wänden des Restaurants wider. Genauer gesagt an 2 insgesamt 18 m langen Wandstücken, die die Stuckateure der Firma O. Werner & Söhne nach den Vorstellungen von JOI Architekten in ein Meer aus kleinen Wogen verwandelten, das das Hamburgische Flair mit seinen Kanälen, der Alster und der nahen Nordsee perfekt repräsentiert. Statt auf Wasser setzten die Spezialisten für ihr Kunstwerk auf „Rotband“-Gipsputz, der auf zwei freistehenden Trockenbauwänden – eine lang gestreckte und eine gebogene Wand – aus einem mit zwei Lagen Bauplatten beplankten Metallständerskelett modelliert wurde. Die Plattenstöße wurden zunächst mit Gewebe überspannt, dann die kompletten Wände mit Quarzsand-Grundierung gestrichen. Im Anschluss verputzten die Monteure diesen Untergrund mit dem Haftputz und modellierten mittels einer selbst hergestellten Schablone frei Hand Wellen in die langsam trocknende Masse. Zuletzt wurde das Relief mit Feinspachtel von VG-Orth gespachtelt, geschliffen und mit abwaschbarer Dispersionsfarbe gestrichen – und bildet seither ein perfektes optisches Gegengewicht zum vorbeifließenden Fleet.