Tetris an der Kitadecke
Der Vergleich zeigt deutlich die Verbesserung der Nachhallzeiten um mehr als zwei Sekunden. Grafik: Fibrolith

Schulen 23. August 2017 Tetris an der Kitadecke

Der Schallpegel im Mehrzweckraum des Kindergartens in Kempenich (Eifel) war für die Erzieher sowie für die Kinder unerträglich. Mit der neuen Akustikdecke aus Holzwolle-Leichtbauplatten konnten die Nachhallzeiten um mehr als zwei Sekunden gesenkt werden. (Foto: Fibrolith)

Bei Deckensanierungen in pädagogischen Einrichtungen geht es nicht nur um die Verbesserung der Akustik, sondern auch um die Minimierung von Gesundheitsgefährdungen, zu dem Arbeitgeber und Träger von Kindertageseinrichtungen verpflichtet sind. Die Belastung durch Lärm für das Personal und die Kinder wurde dabei lange Zeit unterschätzt. Neben
einer gesundheitsförderlichen Struktur und Organisation der Kita sowie wirksamen pädagogischen Fördermaßnahmen ist für eine sinnvolle Lärmprävention und -reduzierung die Optimierung der Raumakustik entscheidend. Die durchschnittlich gemessenen Lärmpegel in Kindergärten lassen zwar keine dauerhaften Gehörschäden befürchten, stören jedoch die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen sowie die Leistungsfähigkeit der Kinder. „Von unseren Erzieherinnen und Erziehern verlangt der Geräuschpegel eine ständig gehobene Stimme bis hin zu lautem Schreien, um sich bei den Kids Gehör zu verschaffen“, berichtet die Kindergartenleiterin Andrea Schmickler.

Bevor der Auftrag an den Dämmstoffhersteller erteilt werden konnte, musste das Einverständnis der Pfarrgemeinde eingeholt werden. Aufgabe war es, die vom Kindergarten bereits im Vorfeld für die fünf Betreuungsgruppen verwendeten Farben Blau, Gelb, Orange, Rot und Grün in das Deckendesign des Gemeinschaftsraumes zu integrieren. Hier konnten sich die fotorealistischen 3-D-Designvorschläge der auf die Baubranche spezialisierten Werbeagentur Knobloch Technik+Design GmbH durchsetzen. Inspiration für den geometrischen Look der Decke war das puzzleartige Computerspiel „Tetris“ aus den 1980er-Jahren.

Für die Schallverbesserung braucht es schon zwei Schichten

Als zulässige Nachhallzeit für den gemessenen Raum mit einem Volumen von rund 175 m³ ergab sich eine Sollnachhallzeit nach DIN 18041:2004 von 0,55 +/–20 %. Diese Anforderung wurde mit der vorhandenen Decke nicht erfüllt. Dipl.-Ing. Bernd Fiedler: „Durch die für die Schallentwicklung sehr ungünstige Kombination aus der Geometrie des Raums, der glatten Holzdecke sowie des ebenfalls glatten und harten Fußbodens bestand eine große Herausforderung, die Nachhallzeiten zu verbessern. Ein offenporiges Material, das den Schall absorbiert, hinterlegt mit Mineralwolle, waren hier die optimale Lösung.“ Bei den von unten sichtbaren Akustikplatten handelt es sich um mineralisch gebundene Holzwolle- Leichtbauplatten mit der Produktbezeichnung Fibro-Kustik in Weißzement mit kleiner Fase und einer Stärke von 25 mm. In der Fläche kamen überwiegend die Plattenformate 1.200 × 600 mm zum Einsatz; an den Randbereich wurden Zuschnitte anhand eines exakten Verlegeplans vorgenommen. Um dem Raum insgesamt eine hellere und freundlichere Optik zu verschaffen, wurden die Akustikplatten werkseitig weiß und einzelne Platten farbig gespritzt.

Die Montage erfolgte auf der vorhandenen Unterkonstruktion

Tetris an der Kitadecke
Die mit Mineralwolle gefüllten Zwischenräume der vorhandenen Holzunterkonstruktion verschwinden hinter den montierten Fibro-Kustik-Platten. Foto: Fibrolith

Andrea Schmickler zu ihrer neuen Decke: „Vorher war viel Lärm in dem Raum. Auch die lauten Kinderstimmen waren schlecht zu verstehen. Dadurch hat jeder immer noch lauter gesprochen, was für alle sehr anstrengend und ermüdend war. Jetzt kann man in dem Raum mit normaler Lautstärke sprechen und die Verständlichkeit ist deutlich besser. Wenn die Gruppen den Raum zum Singen, nutzen ist das auch besser und macht auch den Kindern mehr Spaß. Es ist für alle entspannter.“

zuletzt editiert am 23.02.2022