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AusbauNews 4. April 2023 Offener Dialog im Schloss

Im Rahmen ihres Formats „Dialogforum“ trafen sich die Gütebetriebe des Trockenbaus beim Metalldeckenhersteller Fural in Gmunden am Traunsee, um sich untereinander und mit dem Hersteller besonders über die Themen Nachhaltigkeit sowie Ausbildung im Trockenbau auszutauschen.

Beim dritten Anlauf hat es endlich geklappt. Bereits 2020 war ein Treffen der gütegeprüften Trockenbaubetriebe beim Metalldeckenhersteller Fural geplant gewesen, doch die Corona-Pandemie machte zwei dicke Striche durch das Vorhaben und sein geplantes Folgetreffen. Mitte März 2023 war es dann aber soweit: Fural Geschäftsführer Christian Demmelhuber begrüßte mit seinem Team rund 30 Teilnehmer aus der Gütegemeinschaft Trockenbau am Produktionsstandort Gmunden am Traunsee in Oberösterreich.

Vor dem Betriebsrundgang: Firmen-Chef Christian Demmelhuber (r.) und Karl Schlichter, Vorsitzender der Gütegemeinschaft Trockenbau (l.). (Quelle: T+A)

Bei einer ausgiebigen Führung durch den Produktionsbetrieb erfuhren die Teilnehmer viel über die Herstellung von Metalldecken, deren Ausgangsmaterialien sowie der Maschinentechnik zur exakten Bearbeitung. Fachleute erläuterten den Ausbauunternehmern detailliert, worauf es bei qualitativ hochwertigen Metalldecken ankommt. Auch das Thema Umweltschutz in der Produktion spielte dabei eine Rolle und leitete über zum eigentlichen Kern des Treffens.

Lockere Stimmung bei Vorträgen und Diskussionen im Schloss Cumberland. (Quelle: T+A)

Das Format des „Dialogforums“ dient in der Gütegemeinschaft Trockenbau zunächst einmal als Plattform, um das interne Netzwerk der Gütebetriebe zu pflegen und zu erweitern. Darüber hinaus dient es dazu, die Ausbaubetriebe auch stärker mit der herstellenden Industrie in Gespräch zu bringen, um aktuelle Fragen und Themen der Branche zu erörtern sowie mögliche Lösungsansätze oder gemeinsame Strategien zu entwickeln. Getagt wurde diesmal in Schloss Cumberland, einem Residenzschloss der Welfen (Haus Hannover), das Ende des 19. Jahrhunderts im historistischem Baustil auf einer Anhöhe über dem Traunsee errichtet wurde. Praktischerweise liegen die Produktionsstätten von Fural unmittelbar neben dem Schloss.

Metalldecken können beim Thema Nachhaltigkeit punkten

Beim Treffen in Gmunden standen die Themen Nachhaltigkeit sowie die Ausbildungsmisere im Trockenbau im Vordergrund. Prof. Dr. Jochen Pfau (TH Rosenheim) führte im Vortragsteil ein in das Thema Nachhaltigkeit – ein Thema, das Ausbaubetriebe immer stärker beschäftigt, weil Bauherren, Investoren und Planer es massiv einfordern bei der Materialauswahl. Pfau stellte das Projekt EDGE Südkreuz Berlin vor, ein zweistöckiges Büroensemble, das in modularer Holz-Hybridbauweise errichtet wurde und vom DGNB mit der höchsten Auszeichnung „Diamant“ für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet wurde. Zugleich birgt das Gebäude eine große Anzahl an Metalldecken in sich. Pfau fragte provokant: „Wurde die Auszeichnung wegen oder trotz der Metalldecken vergeben?“

Pfau gab im Anschluss die Antwort selbst: „Nachhaltig ist nur, was lange genutzt werden kann und zugleich das Klima- bzw. Haustechnik-Konzept eines Gebäudes ohne gesundheitliche Einschränkungen für die Menschen unterstützt.“ Metalldecken seien zwar unter ökologischen Aspekten aufwendig in der Herstellung, aber auch langlebig, hygienisch, robust, staubfrei und gut zu reinigen. Und: Sie sind vollständig und einfach recycelbar. Thomas Pelikan und Dirk Freytag vom Fural-Team vertieften mit ihren Vorträgen zu Innovationen und zur Logistik die Nachhaltigkeitsaspekte bei Metalldecken.

Mehr Eigeninitiative bei der Lehrlingssuche tut dringend not

Johannes Demmelhuber zeigte eine Palette an Maßnahmen zur Nachwuchsgenerierung.

Abschließend nahm Johannes Demmelhuber ein Thema auf, das allen Trockenbauunternehmen Kopfzerbrechen bereitet: Wie werbe ich erfolgreich um Nachwuchs? Demmelhuber rechnete vor, dass es derzeit etwa 1.500 Auszubildende im Trockenbau in ganz Deutschland gäbe (alle drei Lehrjahre). Dagegen gäbe es im Augenblick rund 17.000 Studenten der Politikwissenschaft in ganz Deutschland! „Da müssen Trockenbau-Unternehmer herangehen! Da ist jeder Betrieb verantwortlich für sich und die Branche“, rief er seinen Zuhörern zu.

Demmelhuber stellte darauf eine Reihe von Maßnahmen vor, mit denen er um Lehrlinge wirbt. Schulkontakte, Bildungsmessen, Familientage, „Macher-Tage“, an denen man Interessenten einfach mal Dinge „machen“ lässt, um ihnen ein Gefühl für die Materialien und Techniken zu vermitteln. Auch Presse- und Medienarbeit vor Ort und Social Media gehörten dazu.

Demmelhuber ließ keinen Zweifel daran, dass diese Aktivitäten im ureigensten Interesse der Betrieb liege und von ihnen selbst vor Ort betrieben werden müsste. Er warnte davor, sich auf Hilfe „von oben“ zu verlassen: „Wenn wir beim Thema Ausbildung von unten nicht mehr Power entfachen, dann werden wir demnächst nur noch 1.000 Lehrlinge oder noch weniger haben. Dann hilft uns auch die große Politik mit einer Einführung eines Meistervorbehalts für den Trockenbau nichts.“

In der regen Diskussion im Anschluss kamen eine Reihe von Ideen und Initiativmöglichkeiten zur Sprache, die von der Gütegemeinschaft Trockenbau noch konkretisiert und im Kontakt mit anderen Verbänden vorangetrieben werden sollen.

zuletzt editiert am 04.04.2023