Rund 30 Mitglieder und Fördermitglieder der Gütegemeinschaft Trockenbau e.V. trafen sich Ende Juni zur Mitgliederversammlung in Iphofen und diskutierten durchaus kritisch die Problempunkte sowie die Zukunft ihrer Gemeinschaft. Das Pendel schwang hin und her zwischen Zufriedenheit und Aufbruchstimmung.
Ort des Treffens war das gediegene Romantik Hotel Zehntkeller in Iphofen, nur wenige hundert Meter entfernt von der Hauptverwaltung der Knauf-Gruppe, die als Fördermitglied der Gütegemeinschaft diesmal die Gastgeberrolle übernommen hatte. Doch so romantisch wie die Location auch war, so idyllisch ging es beim Eingangsgespräch zum Erfahrungsaustausch bezüglich der Güteprüfungen nicht zu. Gleich zu Beginn trafen da – eher im Sinne der Frühromantik – elementar unterschiedliche Sichtweisen zutage, etwa bei der Frage, ob sich die Prüfer bei einem Überwachungstermin weiterhin ankündigen sollten oder nicht. Während einige Mitgliedsbetriebe dafür votierten, die Überwachungen unangemeldet vorzunehmen, verwiesen andere darauf, dass man dabei aber im hektischen und oft schwierig planbaren Baugeschehen eine Reihe von Unwägbarkeiten in Kauf nehmen müsse. Sie votierten für eine weiterhin terminierte Güteüberwachung vor Ort.

Einig war man sich indes, dass bei der Überprüfung vor Ort zu viel Aufwand nötig sei und zu viel Wert auf kleinste Details gelegt würde anstatt mehr auf die Qualität der „allgemeinen Herangehensweise und Organisation vor Ort“ zu schauen. Andreas Nold, Geschäftsführer der RAL Gütegemeinschaft, verwies in diesem Zusammenhang aber auf Regularien des RAL und der Gütebestimmungen, die nicht so einfach zu ändern seien.
Ebenso konträr wurde über die Vorteile einer Gütezertifizierung bei der Auftragsvergabe gesprochen. Stimmen, die hier keine echten Vorteile sahen, wurde entgegengehalten, man müsse die Gütesicherung eben nicht nur im Briefkopf oder der Signatur tragen, sondern sie auch immer wieder offensiv vermarkten, denn Bauherren und Auftraggeber wüssten in der Regel zu wenig über die Gütesicherung im Trockenbau. Hier müsse man permanent mehr Aufklärungsarbeit leisten. Dort, wo man das mache, werde anschließend viel weniger über Preise geredet. – Einig war man sich indes darin, dass das Gütezertifikat Trockenbau zusammen mit anderen Gewerken weiter ausgebaut werden müsse, etwa zu einem „zertifizierten Ausbau“.
Bei Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit muss zugelegt werden
Karl Schlichter, Vorsitzender der Gütegemeinschaft Trockenbau, nahm den Punkt der Vermarktung gerne auf, indem er drei neue Mitgliedsbetriebe vorstellte: Schmidt Ausbau, Clarbau und Troka. „Die Gütegemeinschaft Trockenbau ist mit Ihrer Zielsetzung durchaus attraktiv für die Betriebe“, stellte er fest, „aber wir sind uns einig darüber, dass hier noch ganz viel Luft nach oben ist für ein zahlenmäßiges Anwachsen unserer Gemeinschaft.“
Angesichts eines seriösen, aber eher biederen Haushaltsentwurfs und Aktivitätenplans für das kommende Jahr, forderte Ben de Sain, Leiter Marktmanagement Trockenbau beim Fördermitglied Knauf, dass mehr Ideen und mehr „Power“ in den Aktivitätenplan der Gütegemeinschaft einfließen müsse, um das Wachstum und die Bedeutung der Gemeinschaft voranzutreiben. Er selbst bot seine Zusammenarbeit an beim Lokalisieren und Ausarbeiten von Ideen und Aktionen. Die Leitung der Gütegemeinschaft nahm dieses Angebot dankend an.
Ausklang fand die Mitgliederversammlung am späteren Nachmittag im nahegelegenen Knauf-Museum, wo eine fachkundige Führung durch Teile der Dauerausstellung sowie die aktuelle Ausstellung zum Leben von Marylin Monroe geboten wurde.
Am folgenden Tag fanden sich noch einige Teilnehmer zusammen, um die mittlerweile in die Jahre gekommenen Güte- und Prüfbestimmungen unter die Lupe zu nehmen, ein Prozess, der auch vom RAL gewünscht wird, wie Andreas Nold betonte. Und in der Tat fanden sich auch zahlreiche Textstellen, die den Mitgliedsbetrieben überarbeitungsbedürftig erschienen. Laxere Formulierungen wurden an der einen oder anderen Stelle vorgeschlagen, doch Nold bremste, den Vereinfachungseifer: „Es darf nicht darum gehen, den angestrebten Qualitätsstandard möglicherweise herabzusetzen. Vielmehr sollten wir darauf schauen, wie wir die Güte halten oder sogar verbessern können durch klarere und aktuellere Formulierungen!“ Ebenso müsse geschaut werden, wo Güte- und Prüfbestimmungen zu unnötigem Aufwand in der Praxis führen und wie man diesen minimieren kann.
Bereits in dieser Kick-off-Veranstaltungen konnten zahlreiche Anregungen notiert werden. Weitere Vorschläge werden bis in den September hinein gesammelt. Ab Oktober werden dann in weiteren Sitzungen Details diskutiert und abgestimmt.