Jenseits aller Forderungen
Energieeffizienter Leichtbau. 50 Kindergartenplätze schuf die südhessische Stadt Lampertheim mit der neu errichteten, energieeffizienten Kinderkrippe Rosenstock. Gerade einmal acht Wochen benötigten Dominic Neu und seine Kollegen von der Fa. Schneider Fassaden, um das Gebäude mit einer hochwärmedämmenden Fassade auszustatten. Foto: Rockenfeld Architekten

Schulen 14. August 2017 Jenseits aller Forderungen

Bundesweit haben Eltern von Kleinkindern seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Jüngsten. Im Rahmen dieser gesetzlichen Vorgaben schuf die Stadt Lampertheim durch den Bau einer neuen Kinderkrippe im Passivhausstandard 50 neue Betreuungsplätze. (Foto: Rockenfeld Architekten)

Das nach den Plänen des Architekten Hans-Herbert Rockenfeld entworfene Gebäude bietet in Lampertheim seit dem Sommer 2012 fünf Kindergruppen Platz und Atmosphäre zum Spielen, Turnen und Schlafen. Das Gebäude besteht aus zwei im spitzen Winkel auseinanderstrebenden Flügeln und verfügt über eine Grundrissfläche von 962 m2. Funktionalität und Nachhaltigkeit des Entwurfs überzeugten die verantwortliche Stadtverwaltung. Die neue Kinderkrippe Rosenstock wurde als Gebäude nach Passivhausstandard errichtet und vom Passivhausinstitut in Darmstadt zertifiziert. Das Gebäude ist damit in der Region ökologisch wie ökonomisch in einer Vorreiterrolle.

Nur acht Wochen benötigten Dominic Neu und seine Kollegen von der Fa. Schneider Fassaden, um das Gebäude mit einer hochwärmedämmenden Fassade auszustatten. „Insgesamt schützen 300 mm Dämmstoff das Gebäudeinnere vor dem Verlust von Heizwärme. Die Steinwolle leistet dabei nicht nur einen Beitrag zum vorbeugenden Brandschutz, sondern ist auch ein Beleg dafür, wie Nachhaltigkeitsaspekte moderne Gebäude prägen“, so Dominic Neu, verantwortlicher Bauleiter der Schneider Fassaden Gesellschaft.

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Zweite Lage. Die obere Dämmschicht der Platten, die durchgehend vor der Tragkonstruktion verläuft – ohne dass „durch befestigt“ wird –, sorgt für eine wärmebrückenfreie äußere Dämmebene. Foto: Deutsche Rockwool

Zur Dämmung der Rohbetonwände benutzte man auf das „Meisterwand“-System (Rockwool). Dieses schützt zum einen durch die Trennung von Dämmebene und Tragwerk wirkungsvoll vor Wärmebrücken und gewährleistet zum anderen dank der diffusionsoffenen Bauweise eine bauphysikalisch sichere Konstruktion. „In einem ersten Arbeitsschritt haben wir ein Holzständerwerk mit einem Achsmaß von 600 mm errichtet. Zwischen den Stielen konnten wir dann die erste Lage Dämmstoff einbauen. Die hierfür verwendeten Platten in der WLG 033 mit einer Dicke von 140 mm füllen die Gefache vollständig aus. Anschließend wurde am unteren Rähm eine Aufstandskonsole mit 60-×-60-mm-Latten geschaffen, auf die wir die zweite Lage Dämmstoff mit noch einmal 160 mm stellen konnten.“ Diese zweite Schicht wurde mit den Großformatplatten („Woodrock 035“; Rockwool) reihenweise und fugenlos im Verband bis zur oberen Abstandslattung realisiert.

Wärmebrücken werden durch eine Dämmlage vor dem Ständer konstruktiv ausgeschlossen

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Wetterschutz. Zur Befestigung dienen 40-×-60-mm-Traglatten, die mit den Stielen verschraubt wurden. Die anschließende Bekleidung erfolgte mit Faserzementplatten, die einen langlebigen Witterungsschutz darstellen. Foto: Deutsche Rockwool

Zur Befestigung dienten 40-×-60-mm-Traglatten, die geschosshoch mit der oberen Abstandslattung, der Aufstandskonsole und den Stielen verschraubt wurden. „Zusätzlich fixiert wurde der Wandaufbau durch die Befestigung der Oberlage aus Faserzementplatten. Auf den ersten Blick erscheint die Montage von zwei Dämmebenen aufwändig. Die Vorteile wiegen diesen zusätzlichen Arbeitsschritt jedoch deutlich auf: Auf der einen Seite erhält man eine überaus leistungsfähige Dämmdicke bei gleichzeitig überschaubaren Ausmaßen der Gesamt-Wandkonstruktion. Auf der anderen Seite sorgt gerade die obere Dämmschicht der Platten, die durchgehend vor der Tragkonstruktion verläuft – ohne dass „durchbefestigt“ wird –, für eine wärmebrückenfreie äußere Dämmebene. Bei Gebäudehüllen, die ein Maximum an Energieeffizienz erreichen sollen, ist das für Dominic Neu ein entscheidender Faktor. Eine Effizienz, die das Zertifizierungsheft der Passivhaus-Dienstleistungs- Gesellschaft Darmstadt der Kinderkrippe Rosenstock auch „schwarz auf weiß“ ausweist: Für die Energiebezugsfläche von 811 m2 beträgt der Energiekennwert für die Heizwärme 14 kWh/(m²a), der Primärenergiekennwert für Warmwasser, Heizung, Hilfs- und Haushaltsstrom 109 kWh/(m²a). Der Blower-Door-Test ergab einen Wert von 0,2 h−1. Das Projekt darf zu Recht als gelungen gelten.

zuletzt editiert am 23.02.2022