Quelle: Studio Loske

AusbauNews 4. April 2023 Eine starke Präsenz des Baus

Die letzten Vorbereitungen für die BAU, Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme, die von 17. bis 22. April 2023 wieder in München stattfindet, laufen derzeit auf Hochtouren. Nach vier Jahren Corona-Pause sind nahezu alle reichlich vorhandenen Ausstellungsflächen ausgebucht. Das verspricht wieder eine starke Branchen-Messe von Weltruf in Präsenz.

Matthias Strauss, Projektleiter der BAU, ist erleichtert. Vier Jahre Corona-Pause und dann noch ein neuer Messe-Termin im April statt wie traditionell im Januar, das war ein Wagnis für ein solches Großereignis wie die BAU. Aber nun sind fast alle verfügbaren Flächen belegt und annähernd 1.500 Aussteller werden erwartet: Die BAU 2023 verspricht wieder das Messe-Großereignis zu werden, welches es immer war. „Es freut uns sehr, dass unsere Kunden die Terminänderung so gut angenommen haben“, sagt Matthias Strauss, „nach vier Jahren Pause ist es einfach an der Zeit, sich wieder persönlich in München zu treffen und über Trends und Entwicklungen auszutauschen.“

Dabei findet die Messe in einem konjunkturellen Bauumfeld statt, das sich nach einer langen Boom-Phase nun deutlich eingetrübt hat. Deutlich gestiegene Bauzinsen, hohe Realisierungskosten sowie starke inflationäre Tendenzen haben Bauherren und Investoren in letzter Zeit abgeschreckt. Politisch wie wirtschaftlich unsichere Zeiten drohen am Horizont. Doch das ifo-Institut bleibt verhalten optimistisch in seiner Lagebeurteilung, die es im Vorfeld der BAU abgegeben hat.

Laut ifo-Institut bleibt der europäische (!) Bausektor – nach kräftigen Zuwächsen in den Jahren 2021 und 2022 (+ 5,8 Prozent und + 3,0 Prozent) – wohl von einem Rückgang verschont. Dieses und nächstes Jahr stagniert der Markt allerdings, 2025 wächst er mit gut einem Prozent nur langsam. Zu den Impulsgebern zählen dabei die staatlichen Modernisierungshilfen im Hochbau, teils beträchtliche Investitionsbedarfe im Wohnungs- und Infrastruktursektor sowie die ab 2024 wieder deutlich positiveren wirtschaftlichen Aussichten. „Der europäische Bausektor profitiert vor allem von der steigenden Baunachfrage in Frankreich, Spanien und Großbritannien. Dort liegen die Zuwächse zwischen zweieinhalb und knapp sieben Prozent. Insgesamt dürfte der Markt bis 2025 um rund 26 Mrd. Euro wachsen,“ erklärt Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für Bau- und Immobilienforschung beim ifo-Institut.

Aufbruchstimmung im Bauwesen trotz konjunkturellen Gegenwinds

Quelle: Studio Loske

Nach zwei verhaltenen Jahren werde die deutsche Bauleistung 2023 allenfalls schwach zunehmen. Immerhin dürfte der Nichtwohnhochbau nach der zurückliegenden Marktkorrektur im laufenden Jahr keine Einbußen mehr verzeichnen. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und nach dem Verdauen des Inflationsschocks legen der gewerbliche sowie der öffentliche Hochbau spätestens 2024 wieder zu. Für 2025 prognostiziert die Marktanalyse, dass der Umfang der Baumaßnahmen an neuen und bestehenden Nichtwohngebäuden hierzulande um rund ein Prozent größer sein wird als 2022.

Dass der deutsche Bausektor im Zeitraum 2021 bis 2025 letztlich nur stagnieren wird, liegt am baldigen Auslaufen der langjährigen Aufwärtsentwicklung im Wohnungsbau. Der große Bauüberhang und die langen Projektrealisierungszeiten werden den Neubaumarkt zwar vorerst stabilisieren, ab 2024 dürften die Folgen der großen Zurückhaltung aufseiten der Projektentwickler, privater Bauherren und Wohnungsunternehmen aber immer stärker durchschlagen. Die Prognose von Ludwig Dorffmeister lautet deshalb: „Für das laufende Jahr ist im Wohnungssektor, der ja auch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden umfasst, noch ein kleines Plus denkbar. Danach geht es bergab.“

Trotz dieser eher verhaltenen konjunkturellen Aussichten ist es gerade die verspürte Umbruchsituation in Wirtschaft und Gesellschaft, die die Baubranche vor neue Herausforderung stellt bzw. bekannte Themen akuter denn je macht, so etwa das umwelt- und klimagerechte Bauen, das auf der BAU ein breit angelegtes Leitthema sein wird.

Umwelt- und klimagerechtes Bauen ist ein Leitthema der Messe 

Quelle: Studio Loske

Laut statistischem Bundesamt entstand rund 40 Prozent des Gebäudebestands in Deutschland vor 1979, noch ehe es erste gesetzliche Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Gebäuden gab. Insgesamt sind es rund neun Millionen Wohngebäude mit etwa 20 Millionen Wohneinheiten, die bis 2045 saniert werden müssten, sollen die Klimaziele erreicht werden. Über den Zustand dieser Wohnungen ist mangels belastbarer Daten oft wenig bekannt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) schätzt, dass 65 Prozent der Fassaden in Deutschland ungedämmt sind und 70 Prozent der Anlagentechnik nicht dem Stand der Technik entspricht. Das Problem: Die Sanierungsquote liegt konstant bei einem Prozent pro Jahr, das entspricht etwa 200.000 Wohnungen. Eine Million pro Jahr müssten es sein, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Gleichzeitig sollen die sanierten Wohnungen aber bezahlbar bleiben, denn Wohnraum ist knapp und teuer.

Was also tun? Die Bundesarchitektenkammer (BAK), die DGNB und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kommen in einem gemeinsamen Positionspapier zu dem Schluss, dass für eine klimaneutrale Sanierung des Gebäudebestands zwischen 150 und 250 Mrd. Euro pro Jahr an Investitionen notwendig wären. Zum Vergleich: Im Zeitraum von 2010 bis 2018 wurden in Deutschland 341 Milliarden Euro in die energetische Sanierung des Wohnungsbaus investiert. Mit Fördermitteln auf bisherigem Niveau ist der angestrebte Sanierungsumfang also nicht zu erreichen.

Lösungen für die energetische Sanierung von Gebäuden, ebenso wie zu deren robuster Ausführung durch massive Konstruktionen und Bauteile, bietet die BAU 2023 quer durch alle Ausstellungsbereiche. Ergänzt werden die Präsentationen der Aussteller durch Vorträge zum Leitthema „Herausforderung Klimawandel“.

Digitale Prozesse verändern die Baubranche in zunehmendem Maß

Ein weiteres Leitthema der BAU wird die Digitale Transformation sein. Hier hat das Bauwesen noch großen Nachholbedarf, etwa bei Thema BIM. Obgleich die große Mehrheit der Branche den Mehrwert dieser Technologien erkennt, sieht sich weniger als die Hälfte der deutschen Planungs- und Bauunternehmen in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt, wie aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC vom Dezember 2020 hervorgeht. Bei BIM haben gar über zwei Drittel der Befragten noch Nachholbedarf. Das Bewusstsein für das Potenzial digitaler Instrumente ist also vorhanden, die Umsetzung scheitert aber oft an mangelnden Kenntnissen.

Hier bietet die BAU 2023 ein reichhaltiges Informationsangebot, speziell im Ausstellungsbereich BAU IT, wo die neuesten Entwicklungen rund um die Digitalisierung des Planens und Bauens gezeigt werden. Wem das nicht genügt, für den hat die Messe München noch weitere Veranstaltungen zum Thema bereit. „Darüber hinaus bieten mit der digitalBAU (Februar 2024) sowie der digitalBAU conference & networking (4.-6. Juli 2023) zwei weitere Veranstaltungen die Möglichkeit, Chancen der digitalen Transformation live zu erleben“, sieht Matthias Strauss die Messe München als Magnet für dieses Zukunftsthema im Bauwesen.

zuletzt editiert am 04.04.2023