Ökologie und Nachhaltigkeit standen beim Umbau einer historischen Mühle in Brandenburg zu einem Wohnheim im Vordergrund. Das energetische Konzept erreichte Niedrigenergiestandard. Interessantestes Detail des Umbaus ist die Dachaufstockung.
Der Abriss des Objektes wurde bereits diskutiert – seit Beginn des neuen Schuljahres aber geht es in der Mühle Spiegelberg wieder lebhaft zu. Das alte Industriedenkmal wurde zum Wohnheim der Prinz-von-Homburg-Schule umgebaut. Das Internatsangebot ist Grundlage für das Profil der Schule, die den Reitsport als Leistungsfach anbietet. Rund 80 Schülerinnen und Schüler sind hier untergebracht.
Das nach 1890 errichtete rote Backsteingebäude mit innen liegendem Holzbau hat eine Grundfläche von ca. 32 m × 12 m und ist ein typisches Mühlengebäude der Gründerzeit. Nach mehreren Besitzern und langer Leerstandzeit wurde 2008 der Umbau zum Wohnheim in Angriff genommen. Der fast 20-jährige Leerstand hatte deutliche Spuren in der Bausubstanz hinterlassen.
Realisiert wurde schließlich ein Konzept, bei dem die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner und die Anforderungen des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Während in den unteren Ebenen der Mühle die historische Bausubstanz so weit wie möglich erhalten blieb, wurde das Gebäude im vierte Obergeschoss aufgestockt. „Wir haben hier eine zusätzliche Ebene eingefügt“, erzählt die Architektin, „um die vorgesehenen 80 Schüler unterbringen zu können und um die Forderung nach zusätzlichen Fluchtwegen zu erfüllen.“ Die Aufstockung, so die Planerin, sei problemlos möglich gewesen, da das Dach wegen seines schlechten Zustandes ohnehin erneuert werden musste.
Die Aufstockung und die damit verbundene Anhebung des Daches erfolgte mit einem kleinen Kunstgriff: Das Architektenteam stellte in die vierte Etage eine Holzkonstruktion hinein, die zunächst als Vorsatzschale für die Dämmung der Außenwand sorgt. Die Konstruktion wurde hinter der Fassade hochgeführt, die Vorsatzschale wird damit zur Außenwand. Im Ergebnis erscheint das neue Geschoss als ein Staffelgeschoss, das hinter der Dominanz des alten Backsteingebäudes zurücktritt. Auf insgesamt fünf Etagen stehen jetzt für die Schüler Zwei- und Dreibettzimmer zur Verfügung. Ältere Schülerinnen und Schüler können von den Annehmlichkeiten mehrerer Maisonettewohnungen profitieren. Auf jeder Etage sind drei Bäder mit Duschkabinen und mehreren Toiletten, außerdem eine Teeküche zu finden. In Sitzecken auf den Fluren können sich die Schüler treffen. Zur Unterbringung von Reitausrüstung ist ein separater Raum vorgesehen. Während die Wohnräume auf den oberen Etagen verteilt sind, befinden sich im Erdgeschoss die Rezeption, der Speiseraum und Gesellschaftsräume.
Die mit der Planung und Durchführung des Umbaus beauftragten Architekten Sonja Bayer und Reinhard Bühlmeyer vom
Berliner Architektenbüro Bühlmeyer gingen behutsam und in Absprache mit dem Denkmalamt vor. „Die Herangehensweise des Büros“, erklärt Sonja Bayer, „ist, vorhandene historische Substanz und die neue Nutzung zu einer Einheit zu verschmelzen. Alt und Neu bleiben erkennbar, Zeitspuren verweisen auf die Geschichte.“ Dabei untersuchen die Architekten, die auch als Holzgutachter qualifiziert sind, die Bausubstanz sehr genau: „Wenn sich dabei herausstellt, dass Schäden vorhanden sind, dann wird der betreffende Balken oder die entsprechende Stütze ausgewechselt. Manchmal auch nur Teile davon.“ Entsprechend der Architektenphilosophie wurde in den unteren Ebenen der Mühle die vorgefundene historische Substanz so weit wie möglich erhalten.
Vorsatzschalen erfüllen die Anforderungen der EnEV
Um den Bau an die Erfordernisse modernen Wohnens anzupassen, bekam das alte Ziegelmauerwerk eine innenseitige Vorsatzschale aus 2 × 12,5 mm Fermacell Gipsfaser-Platten. Die Dämmung im Wandhohlraum wurde mit Zelluloseflocken ausgeführt. In Kombination mit einer Hochleistungs-Dampfbremse entstand so eine diffusionsfähige Konstruktion.

Abgesehen von zwei aussteifenden Wänden gab es ursprünglich in der alten Mühle keine Zwischenwände oder Raumunterteilungen. Die heutige Raumstruktur basiert auf Montagewänden mit doppelter 12,5 mm dicker Gipsfaser-Beplankung. Die Dämmung im Wandhohlraum erfolgte aus Brandschutzgründen mit 50 mm Mineralwolle (Rohdichte 50 kg/m³). Entstanden ist damit eine Konstruktion mit einer Brandschutzklasse F 90-A. Im Schallschutz erreichen die Wände einen Wert von Rw,R 50 dB.
Auch im Deckenbereich konnte die geforderte Brandschutzklasse F 60-B mit einer doppelten Beplankung aus Gipsfaser-Platten und Mineralfaserdämmung erfüllt werden. Im Obergeschoss wurde die Deckenkonstruktion auf der Schalung mit Fermacell Estrich- Elementen versehen. Die Architekten setzten hier ein insgesamt 30 mm dickes Element mit Holzfaserdämmung ein.
Sämtliche Nassbereiche wurden mit bodengleichen Duschen ausgestattet. Der Ausbau erfolgte mit wasserfesten, zementgebundenen Leichtbeton-Bauplatten. Erfahrungsgemäß duschen Jugendliche ausgiebig“, erklärt Architekt Bühlmeyer die Materialwahl, „ hier wollten wir kein Risiko eingehen und haben uns für einen wasserfesten Baustoff entschieden.“
Eingesetzt wurde Fermacell Powerpanel H2O für den Wandbereich sowie das Estrich- Element Powerpanel TE. Es bietet gute Schalldämmwerte: Rw,R-Werte von 47 dB, bei zweilagiger Verarbeitung 55 dB. Die Materialeigenschaften von Zementbauplatten ermöglichen eine Verarbeitung der Wandplatten in den Feuchtigkeits- Beanspruchungs-Klassen (gemäß ZDBMerkblatt von Januar 2010 „Hinweise für die Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen…“).
Mit dem Einsatz von Gipsfaser-Platten konnte das ökologische Konzept der Architekten rationell, schnell und kostengünstig realisiert werden, ohne dass dabei Zugeständnisse an die Qualität gemacht werden müssen. Ihnen stand damit ein Baustoff zur Verfügung, der im Rahmen eines umweltschonenden Produktionsprozesses auf der
Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt wird. „Wir nutzen bewusst die Vorteile der Platte“, so Reinhard Bühlmeyer, der sich als Fermacell- Kunde der ersten Stunde bezeichnet, „der Baustoff bietet Vorteile aufgrund seiner homogenen durchgängigen Materialstruktur und verfügt über ein geringeres Quell- und Schwindverhalten. Er verbindet Massivität mit den Vorteilen des Trockenbaus.“
Durch die Kombination von Gipsfaser- Platten mit einer Dämmung aus Zelluloseflocken und Solarthermie, sowie durch
Nutzung von Synergien der benachbarten Kita erreicht das Gründerzeitgebäude Niedrigenergiestandard gemäß der gültigen EnEV. Die Baukosten liegen dabei mit 1.248 Euro netto inklusive Ausstattung weit unter Neubau-Niveau.