Rund 100 Mitglieder des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) haben sich zeitgleich zu den Koalitionsverhandlungen zur 10. jährlichen Versammlung in Berlin getroffen. Thema waren auch die Eckpunkte des Koalitionsvertrags und mögliche Auswirkungen auf die Branche.
Den Auftakt zur Veranstaltung bildeten am Vorabend Impulsvorträge zum Immobilienmarkt von Prof. Dr. Michael Voigtländer (Institut der deutschen Wirtschaft, Köln) und zu aktuellen Entwicklungen in der Bauwirtschaft von Martin Langen (B+L Marktdaten GmbH). Beide Experten beteiligten sich anschließend an der Podiumsdiskussion, zu der auch der Vorstandsvorsitzende Christoph Dorn und Michael Kießling, der als CSU-Bundestagsabgeordneter und gelernter Bauingenieur diesen Bereich im Koalitionsvertrag mitverhandelt hatte, auf die Bühne kamen. Moderator Klaus Stratmann (Handelsblatt) stellte der Runde die zentrale Frage, wie Deutschland die Bau- und Modernisierungskrise überwinden kann. Michael Kießling verwies auf die mit dem neuen Koalitionsvertrag angestrebte Beschleunigung und Entbürokratisierung von Bauprozessen, zum Beispiel durch den neuen „Gebäudetyp E“: „Wir haben damit keine bautechnischen Probleme, es ist zunächst ein Haftungsthema. Abweichungen vom Stand der Technik dürfen aber künftig kein Mangel sein.“ Christoph Dorn sieht für die durch den VDPM vertretenen Branchensegmente das größere Marktpotential eher in der Modernisierung. Martin Langen hatte dazu die entsprechenden Zahlen präsentiert und auch er sieht in diesem Bereich für den Wohnungsbau aktuell positive Tendenzen. Die Runde war sich über die Richtigkeit der Förderung sozialen Wohnungsbaus einig, und Prof. Voigtländer erweiterte diese Sichtweise um den Aspekt, dass man in diesem Segment die Replizierbarkeit von Gebäuden testen könnte – mit identischer Architektur und Ausstattung: „Das wäre ein wesentlicher Schritt zur Vereinfachung und Beschleunigung des Wohnungsbaus.“ Einigkeit herrschte bei den Experten ebenfalls in der Benennung des zentralsten Problems der Bauwirtschaft – dem Fachkräftemangel. Hier bleibt für alle Branchenbeteiligte die Suche nach einer Lösung eine echte Herausforderung. Das Fazit von Christoph Dorn: „Mit der neuen Regierung gibt es die Chance, die wirtschaftliche Lähmung im Land abzuschütteln. Wenn es uns gemeinsam gelingt, eine neue Dynamik im Wohnungsbau zu schaffen, lösen wir zahlreiche gesellschaftliche Probleme: Wohnungsnot und drohende soziale Spannungen, untragbar hohe Wohnkosten und natürlich die Schwäche von Bauwirtschaft und heimischer Baustoffproduktion.“
Politische Kommunikation ausgeweitet
Christoph Dorn stellte den Teilnehmenden die aktuellen Konjunkturdaten für WDVS und Trockenmörtel vor. Hauptgeschäftsführerin Antje Hannig ließ darauf die Bilanz des VDPM in der politischen Kommunikation im Vorfeld und Nachgang der Bundestagswahl folgen. Hier hat der Verband sein Engagement deutlich ausgeweitet und die Präsenz des Themas energetischer Modernisierung auch in der Tages- und Wirtschaftspresse erhöht.
BBSR bestätigt Langlebigkeit von WDVS
Die Vorstandsmitglieder Christian Poprawa und Matthias Brox präsentierten anschließend die wesentlichen Aktivitäten und Pläne der Arbeitskreise des VDPM. Dazu gehören sowohl Kampagnen als auch um EPDs für WDVS. Mit den drei kürzlich veröffentlichten EPDs für WDVS stellt der Verband nun insgesamt 14 Muster-EPDs zur Verfügung, welche die Mitgliedsunternehmen zum Erstellen eigener individueller EPDs nutzen können. Matthias Brox: „Damit sind wir sehr gut aufgestellt für die Ermittlung von Umwelteigenschaften, wie sie in der neuen Bauproduktenverordnung gefordert werden.“
Christian Poprawa nutzte die Gelegenheit, um nochmals auf die Probleme durch die aus seiner Sicht überbordende Regulierung vor allem aus Brüssel hinzuweisen. Am Beispiel der CLP-Verordnung zeigte er, wie sich die Detail-Vorschrift auf das Bedrucken von Verpackungen, aber auch auf andere Werbemittel oder auf Websites auswirkt.
Neue VDPM-Website, neue Merkblätter
Der VDPM wird noch dieses Jahr eine neue Homepage an den Start bringen, hinzu kommen neue Broschüren im Bereich Fassadenbegrünung und zur Nachhaltigkeit von Calciumsulfat-Fließestrichen. Das Praxismerkblatt Brandschutz steht kurz vor der Veröffentlichung, genauso wie eine neue Publikation zur Systemtreue bei WDVS.
Zu den aktuellen Technik-Aktivitäten des VDPM zählen noch zwei gerade gestartete Sonderprojekte: Großbrandprüfungen mit dem Dämmstoff Polyurethan sowie die Erstellung eines Prüfprogramms für die WDVS-Verdübelung bei Untersichten.
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung erhielten die Teilnehmer noch einen Praxisvortrag zum Thema professioneller Verhandlungsführung. Thorsten Hofmann, ehemaliger Ermittler von Bundeskriminalamt und Interpol, analysierte immer wiederkehrende Fehler bei Verhandlungen und gab Tipps, mit welchen Maßnahmen sich solche Gespräche erfolgreich abschließen lassen.
Neue Vorstandsmitglieder gewählt
Zusätzlich standen das Verbandsgeschehen 2024 und die aktuellen Themen des laufenden Jahres im Blickpunkt der rund 100 Teilnehmer. Im Rahmen der Mitgliederversammlung galt es, den Vorstand turnusmäßig neu zu wählen. Vorstandsvorsitzender ist wie bisher Christoph Dorn (Knauf Gips KG), im Amt bleiben auch seine beiden Stellvertreter Dr. Markus Pfeuffer (Heidelberg Materials Beton DE GmbH) und Heiner Röhr (Sto SE & Co. KGaA), der zugleich das Amt des Schatzmeisters innehat. Neu in den VDPM-Vorstand gewählt wurden Robert Fritzsche (Baumit GmbH) und René Grupp (Sievert Baustoffe SE & Co. KG). Die weiteren Vorstandsmitglieder sind Matthias Brox (DAW SE), Karl Minichmair (HASIT Trockenmörtel GmbH), Thomas Mothes (maxit Baustoffwerke GmbH), Christian Poprawa (Saint-Gobain Weber GmbH), Jens Schmidt (EJOT SE & Co. KG) und Thomas Utermöller (SAKRET Trockenbaustoffe Sachsen GmbH & Co. KG).
Die nächste VDPM-Mitgliederversammlung ist für den 23. und 24. April 2026 wieder in Berlin geplant. Zuvor lädt der VDPM ein zu den mit den Handwerksverbänden gemeinsam veranstalteten Branchentagen, die am 10. und 11. November 2025 in Kassel stattfinden.